„Sollen die sich um die Spitze streiten“

Gebrauchtwagen
18.07.2019

Von: Philipp Bednar
Patrick Schenner ist als Head of Mobidrome, der Online-Gebrauchtwagenplattform von der Porsche Holding Salzburg, im Interview mit der KFZ Wirtschaft erfrischend ehrlich und direkt. Keine Attacke auf Willhaben und AutoScout geplant.

KFZ Wirtschaft: Herr Schenner, Mobidrome nimmt Anlauf auf den Online-Gebrauchtwagen-Markt. Worin genau möchte sich Mobidrome zum Willhaben-Motornetzwerk und AutoScout24 unterscheiden?
Patrick Schenner:
Lassen Sie mich gleich zu Beginn festhalten: Wir blasen nicht zum Angriff. Beide Plattformen sind seit vielen Jahren gute Partner der Porsche Holding Salzburg und unserer Händler. Ich sage es ganz offen: Sollen die sich um die Spitze am heimischen Markt streiten, wir wollen die dritte Alternative mit Charme für Händler aller Marken sein. 

Das ist ein interessanter Punkt: Warum bietet Mobidrome seine Plattform für alle Marken und Händler an und nicht nur für konzerneigene Produkte? 
Der Gebrauchtwagenmarkt ist viel kooperativer als der Neuwagenmarkt. Im GW-Geschäft geht es bei Weitem nicht so streng Marke gegen Marke. Auch unsere Händler tauschen viele Fremdmarkenmodelle ein und wollen diese wieder verkaufen. Es wäre sogar hinderlich, würden wir uns auf Konzernprodukte reduzieren, auch wenn wir damit fast 40 Prozent Marktanteil in Österreich genießen.

Wie sieht jetzt das konkrete Angebot von Mobidrome für Händler aus?
Zuerst einmal inserieren unsere Partner kostenlos. Weiters haben wir eine Software entwickelt, die wir im Juli präsentieren werden, mit der heimische GW-Händler in wenigen Sekunden und mit ein paar Klicks herausfinden können, warum schwerverkäufliche Modelle so lange stehen. Unser Ziel ist es mit Mobidrome den GW-Markt weiter zu professionalisieren.

Kostenlos? Womit verdient Mobidrome dann Geld? 
Derzeit befinden wir uns in einer Aufbauphase, wo wir eine kritische Anzahl an Fahrzeugen und Händlern auf der Plattform erreichen wollen, um relevant zu sein. Derzeit haben wir über 900 Händler, davon rund 300 Händler der Porsche-Konzern Marken und rund 600 Händler anderer Marken, bei über 50.000 Fahrzeugen online. Bis Jahresende scheinen mir 60.-70.000 Fahrzeuge ein realistisches Ziel zu sein. Damit hätten wir dann auch eine Marktabdeckung von rund 60-70 Prozent, wenn man davon ausgeht, dass ständig 100.000-120.000 Händler-GW-Fahrzeuge online sind. Nächstes Jahr möchten wir – wenn unsere Partnerhändler zufrieden mit unserer Leistung sind – mit einem kostenpflichtigen Modell einsteigen. Wobei heute nicht absehbar ist, ob man dann für das Inserieren oder beispielsweise für die Software einen fairen Betrag bezahlt.

Von welcher Größenordnung sprechen wir da? 
Unsere Mitbewerber sind bei der Preisgestaltung börsengetrieben oder kommen aus einem Hochmargen-Geschäft. Der Autohandel ist aber ein Niedrigmargen-Geschäft. Daher wollen wir mit moderaten Preisen unseren Partnerhändlern ein faires Angebot machen können. Am liebsten wäre mir, wenn ab kommendem Jahr die Händler sagen: „Ihr macht das gut. Für Betrag X inseriere ich gerne weiter bei euch.“ Aber, um das in aller Deutlichkeit zu unterstreichen: Wir wollen Willhaben und AutoScout24 nicht angreifen, wir sind mit Platz drei absolut zufrieden. 

Womit wollen Sie sich dann zum Mitbewerber abgrenzen?
Bei Mobidrome stand von Beginn an der Endkunde im Fokus. Mobidrome ist nicht nur ein digitaler GW-Marktplatz, sondern hat auch eine Beratungsfunktion inkludiert. Bei uns kann der Endkunde entweder ein spezielles Modell suchen oder seine Bedürfnisse eingeben und wir schlagen ihm dann eine Auswahl an Modellen vor, die seine individuellen Mobilitätsbedürfnisse am besten abdecken. Ein Beispiel: Das Kofferraumvolumen geben wir nicht in Litern an, sondern beispielsweise mit zwei Fahrrädern. Außerdem können auf Mobidrome nur Händler inserieren. Man findet auf der Plattform keine Angebote von Privatpersonen.

DATEN & FAKTEN

Hinter Mobidrome steht die Allmobil GmbH, eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Porsche Holding Salzburg. Auf www.mobidrome.at inserieren aktuell über 900 Fahrzeughändler mit einem Angebot von über 50.000 Fahrzeugen.