Test Helm HJC RPHA 11 Eridano

Test
14.08.2019

Von: Philipp Bednar
Der Langzeittest mit dem HJC RPHA 11 offenbart Stärken und Schwächen des koreanischen Helms in der dritten Saison. Knackpunkt ist die Leuchtkraft.

Vorab: Der HJC-Helm wurde im April 2017 regulär im Handel gekauft, Listenpreis 449 Euro.

Es gab drei Gründe, warum ich zum HJC RPHA 11 gegriffen habe. Erstens: Das Design, dass wunderbar zu den APEX-Farben passt. Zweitens: Das Preis-Leistungs-Verhältnis. HJC liefert den RPHA 11 mit zwei Visieren (klar und stark getönt) aus. Außerdem liegt dem Paket noch ein Pinlock-Visier bei, um auch bei Regen oder kalten Temperaturen den Durchblick zu haben. In Summe bekommt man bei HJC viel für sein Geld. Drittens: Die Passform - vor allem für mich als Brillenträger. Ich habe noch keinen Motorradkollegen kennengelernt, dem kein HJC-Helm gepasst hätte. Außerdem hatte ich zuvor schon zwei andere HJC-Helme, mit denen ich soweit zufrieden war. Ich wusste also grob, was mich erwartet. 

Universelle Passform

Wie jeder Motorradfahrer weiß, muss die Passform tipp-top sein, um im Fall der Fälle die volle Schutzwirkung zu bieten. Der HJC RPHA 11 sitzt bei mir (Größe S) angenehm straff am Kopf, ohne irgendwo zu drücken. Hier dürfte das weiche Futter genug Flexibilität besitzen, um sich ohne Druckstellen an die individuelle Kopfform anpassen zu können. Für mich als Brillenträger besonders praktisch: Bei den Schläfen ist genug Platz, um auch einen dickeren Brillenbügel ohne Druckstellen vorbeiführen zu können. Hinter den Ohren ist genug Platz, um die Brillenbügel komplett reinschieben zu können. Der Kinnbereich baut weit genug nach vorne, dass man nicht mit Lippen oder Kinn ansteht. Macht nicht jeder Helmhersteller so. Der kleine Atemabweiser über der Kinnkante hält nur bedingt, was er verspricht. Wer ohne Pinlock-Visier bei kühlen Temperatur ausatmet, bekommt das Visier trotzdem beschlagen. Im Alltag funktioniert er aber okay. Praktisch: Die Emergency-Schlaufen unter den weichen Wangenpolstern. Damit lässt sich der Helm leichter von Ersthelfern abziehen, ohne folgenschwere Wirbelsäulenverletzungen zu riskieren. Ein tolles, durchdachtes Feature. Der Doppel-D-Verschluss macht was er soll und das Innenfutter lässt sich leicht herausnehmen und ist natürlich waschbar. 

Mäßige Belüftung

Der HJC RPHA 11 bietet drei Belüftungsmöglichkeiten: am Kinn, auf der Stirn und zwei Überströmkanäle auf der Kopfoberseite. Die Kinnbelüftung lässt sich mittels großen Schieber leicht und locker - auch mit Handschuhen - öffnen und schließen. Die Wirkung ist okay, dient offensichtlich hauptsächlich um Fahrwind auf die Innenseite des Visiers zu lenken. Die Öffnungen für die Stirnbelüftung sind sehr klein, eben so der Schieber dafür. Mit Handschuhen schwierig zu öffnen. Bei kühlen Temperaturen spürt man den Fahrtwind ganz gut, bei heißen Temperaturen nimmt man das Gebläse kaum wahr. Die Überströmkanäle hingegen wirken vor allem dadurch, dass die warme Luft aus dem Helm herausgesaugt wird. Dadurch spürt man keinen kühlen Fahrtwind aber eben auch keinen Hitzestau. Nach drei Saisonen fahre ich eigentlich bei fast allen Temperaturen mit allen Belüftungen geöffnet. Nur wenn es deutlich unter 10 Grad hat, schließe ich die Stirnbelüftung. Mit dem mitgelieferten Pinlock-Visier beschlägt keines der beiden Visiere unter Alltagsumständen. Weder bei Regen noch besonders kühlen Temperaturen.

Gute Aerodynamik

Durch die Motorradtestfahrten konnte ich den HJC-Helm auf vielen verschiedenen Bikes testen und darf der Aerodynamik des Helms ein gutes Zeugnis ausstellen. Zwar gibt es leisere Helme am Markt, da ich aber fast immer mit Ohrstöpsel fahre und empfindlich auf laute Windgeräusche reagiere, bin ich mit dem RPHA 11 akustisch zufrieden. Ich kann mich auch an kein Testmotorrad erinnern, wo ich spürbaren Auftrieb mit dem HJC-Helm festgestellt hätte. Mir kommt sogar vor, dass er gut im Wind liegt, da ich selbst bei Drehbewegungen kein unangenehmes Zerren am Helm verspürt habe. Das passt gut. 

Visier und Blickfeld

Wie bereits erwähnt, liefert HJC den Helm mit zwei verschiedenen Visieren aus. Das Visier ist werkzeuglos mit zwei, drei Handgriffen locker und leicht gewechselt. Voll aufklappen, zwei Hebel der Visiermechanik nach hinten Drücken und schon hat man das Visier in der Hand. Das Wechselvisier wird umgekehrt eingesetzt, zugeklappt, fertig. Der Helm bietet kein integriertes Sonnenvisier - wie alle Sport- oder Racinghelme. Das Blickfeld ist angenehm groß. Auch bei großer Schräglager und tiefer Körperhaltung sieht man jederzeit vollflächig auf die Straße. Unten in der Mitte des Visiers ist eine kleine Mechanik eingebaut, um das Visier bei kompletter Geschlossenheit zu verriegeln, damit es bei hohem Tempo nicht versehentlich aufgeht. Ich verwende dieses Feature nicht, da es wegen der guten Aerodynamik bisher nie notwendig war. Angenehm ist der spürbare Klick an der Mechanik, wenn das Visier geschlossen einrastet. Ein kleiner Hebeldruck und es ist wieder entriegelt und leicht zu öffnen. Die einzelnen Neigungsrastungen des Visiers sind vielzählig genug, um eine passende Position zu finden. Das Pinlock-Visier ist kinderleicht ein- und wieder ausgesetzt. Die Sichtqualität durch die Plastikscheibe ist sowohl beim klaren als auch beim stark getönten Visier sehr gut. Keine optischen Verzerrungen sichtbar. 

Alltagstauglichkeit

Die schnelle, einfache Visiermechanik ist ein großer Pluspunkt des HJC-Helms. Der abnehmbare Kinnspoiler ist praktisch, da man ihn im Sommer nicht braucht, an kühleren Tagen aber gerne einsetzt. Dank guter Geräuschdämmung, angenehmer, weicher Passform und großem Sichtfeld leistet sich der Helm keine nennenswerten Schwächen im Fahreralltag. Gewicht: 1.339 Gramm, mit Visier, ohne Kinnspoiler und GoPro-Mount am Kinn.

Design als Schwäche

Ausgerechnet beim Design leistet sich der HJC RPHA 11 Eridano aber einen massiven Schnitzer: Der matte Helm wurde von mir bewusst gewählt, da er bei direkter Sonneneinstrahlen bei Fotoshootings kaum reflektiert - der Fotograf dankt es einem. Nur: Das neongelbe Design verliert an Leuchtkraft und blasst aus. Im ersten Jahr gab es nichts zu beanstanden. Am Ende der zweiten Saison sind mir erste Farbunterschiede aufgefallen. Jetzt, im Laufe der dritten Saison, sind manche Stellen deutlich blasser als andere. Das grelle Neongelb wird milchiger, weißlicher, der Punsch der Farbe geht verloren. Auf Nachfrage bei Managing Director Peter Kaiser von HJC Europe kam als Antwort:

"Die Lackierung des beanstandeten Helms enthält fluoreszierende Komponenten. Diese Komponenten reagieren empfindlich auf UV-Bestrahlung, was in einem Verblassen der Farbe zum Ausdruck kommen kann. Daher sollten fluoreszierende HJC-Helme immer nur in einem begrenzten Umfang der Sonne ausgesetzt und bei Nichtgebrauch immer im Helmbeutel aufbewahrt werden. Reklamationen diesbezüglich werden von HJC innerhalb eines Zeitraums von 12 Monaten nach Kaufdatum kulant behandelt. Danach erlischt der Garantieanspruch auf fluoreszierende Farben." 

HJC wirbt mit einer fünfjährigen Garantie. Ich habe zum Redaktionsschluss auf der HJC-Website keine Informationen zur Ausnahme der Garantieansprüche seitens HJC und fluoreszierenden Lackierungen gefunden. Auf Nachfrage antwortet Kaiser:

"Zukünftig werden all‘ diese Helme mit einem Disclaimer ausgestattet. In der Übergangsphase sind wir recht kulant und tauschen den Helm um, wenn er nicht anderweitig beschädigt ist, wobei wir den Kunden auch entsprechend aufklären. Mittlerweile hat HJC aber auch an der Qualitätsverbesserung der fluoreszierenden Farben gearbeitet. Alternativ dazu besteht die Möglichkeit einer Gutschrift." 

Forenbeiträge berichten von Kulanzlösungen, der Helm wurde kostenfrei getauscht. Ich für meinen Teil bin doch sehr enttäuscht darüber, dass der Helm, der fast nur für Fotofahrten verwendet wurde und sonst immer lichtgeschützt in einem Kasten gelagert wurde, doch so schnell seine magische Leuchtkraft verliert. Das geht besser. Ob HJC meinen Helm noch auf Kulanz tauscht, war zum Redaktionsschluss nicht bekannt.

Testurteil HJC RPHA 11, by p.bednar

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