Vollgeladen in die Zukunft

Starterbatterien
13.02.2020

 
Der heimische BATTERIEHERSTELLER Banner darf nicht klagen: Verkaufszahlen und Umsatz zeigen nach oben. Den Trend zur E-Mobilität sieht man erfreulich und kritisch zugleich.

Franz Märzinger, Vertriebs und Marketing-Leiter bei Banner Batterien, hat gut lachen: Das oberösterreichische Unternehmen steht kerngesund da und leistet sich ständig neue Investitionen. Ziel: Wachstum - gesund, nachhaltig. Sechs Millionen Starterbatterien will man alsbald weltweit verkaufen. Die Exportquote liegt bei 95 Prozent. Banner-Batterien findet man in ganz Europa, Afrika, Australien, Asien und den USA. „Wir sind auf Blei-Säure-Starterbatterien spezialisiert und für die nächsten zehn Jahre erwarten wir ein weiteres Markt-Wachstum“, sagt Märzinger. Woher der große Optimismus, wird doch gerade eine dezente, weltweite Automobilkrise skizziert? „Weltweit wird der Fahrzeugbestand weiter wachsen. Jährlich gibt es bis zu 100 Millionen neue Fahrzeuge. Und in jedem steckt noch eine konventionelle Blei-Säure-Batterie. Alleine in Europa sind derzeit rund 290 Millionen Fahrzeuge unterwegs, alle brauchen Starterbatterien.“ Derzeit hat Banner europaweit einen Marktanteil von sieben bis acht Prozent. „Weltweit rechnen wir in den nächsten zehn Jahren mit sechs Prozent Wachstum für Starterbatterien.“ Es gibt also noch viel Luft nach oben für Banner.

E-AUTOS JA UND NEIN

Helmut Diermaier, Leiter der technischen Entwicklung bei Banner, unterstützt die Annahme von Märzinger: „Praktisch jedes moderne Auto hat die Start-Stopp-Technik. Dafür braucht es unsere EFBund AGM-Batterien. Auch in Micro-Hybrid-Modellen ist die AGM-Technologie unausweichlich. Fakt ist: Die Anforderungen an die Batterien werden steigen.“ Der Grund dafür: Einerseits müssen die Batterien Energie schneller auf- und abgeben können, anderseits müssen sie immer höheren thermischen Belastungen standhalten. „Aufgrund der extrem kompakten Bauweisen der Industrie messen wir immer wieder Umgebungstemperaturen von 70 bis 100 Grad Celcius um die Batterie. Das ist eine enorme Belastung. Denn viele glauben fälschlicherweise, dass Kälte Batterien schadet, dabei ist es die Hitze.“ Daher sieht man den potenziellen Trend hin zur E-Mobilität neutral: „E-Autos sind ein Vor- und Nachteil gleichermaßen. Einerseits hat auch heute jedes E-Auto eine Blau-Säure-Starterbatterie verbaut, da damit das Bordnetz gestartet wird, bevor die großen Lithium-Akkus bereit sind. Andererseits werden die Blei-Säure-Batterien bei E-Autos kleiner, weil dann das Lithium-Paket die Stromversorgung übernimmt.“ Da aber immer mehr Hersteller ein duales Bordnetz aufbauen, ist der Markt für Blei-Säure-Batterien langfristig gesichert. Außerdem gibt es einen Trend zu Back-Up-Batterien, die beispielsweise für elektronische Lenkungen oder redundante Sicherheitssysteme notwendig sind. „Das ist jetzt noch eine Nische, wird aber deutlich zunehmen“, sagt Märzinger. Dabei handelt es sich jedoch um kleinere Batterien.

„Wir sind auf Blei-Säure-Starterbatterien spezialisiert und erwarten für die nächsten zehn Jahre ein Wachstum.“ FRANZ MÄRZINGER, VERTRIEBS- UND MARKETINGLEITER BANNER

KNACKPUNKT RECYCLING

Äußert kritisch steht man bei Banner der Lithium- Technologie gegenüber. Das Recycling der teuren, leistungsfähigen E-Auto-Akkus sei ein Problem: „Eine Blau-Säure-Batterie lässt sich zu 99 Prozent komplett recyceln. Blei hat die tolle Eigenschaft, dass man es zu 100 Prozent wiederverwenden kann – ohne Qualitätsverlust.“ Lithium-Akkus seien aufgrund ihrer komplexen Bauweise nicht nur teuer in der Anschaffung, sondern auch teuer in der Verwertung. „Wir bezahlen unseren Kunden für eine Tonne Altbatterien 500 Euro. Möchte man eine Tonne Lithium-Akkus retour geben, müsste der Betrieb dafür 3000 Euro zahlen“, erklärt Märzinger. Dadurch sei die Blei-Säure-Batterie aus ökologischer Sicht eindeutig im Vorteil.

SICHERHEITSRELEVANT

Ein weiterer Knackpunkt ist die Sicherheit von Lithium- Batterien. „Wenn das System einmal einen Kurzschluss hat und zu brennen beginnt, kann man nichts mehr machen. Außer zusehen und versuchen, den Brand zu kontrollieren“, erklärt Techniker- Diermaier. Daher sei die Technologie so teuer, weil die Fahrzeugindustrie enorme Sicherheitsvorkehrungen berücksichtigen und einbauen muss. „Und dann bleibt noch immer die Frage: Was machen wir mit all den Alt-E-Auto-Batterien, die sich nicht wirtschaftlich recyceln lassen“, fragt Märzinger. Plötzlich wirkt die traditionelle und einfache Blei-Säure-Batterie deutlich sympathischer.