Profi am Werk

Der Kolben-Jongleur

Oldtimer
15.03.2023

Dominik Stöger arbeitete als Flugtechniker an großvolumigen Verbrennungsmotoren. Heute stellt er sein Know-how für die Restaurierung von Klassik-Cars zur Verfügung.
Dominik Stöger ist Experte für historische Fahrzeuge aus den 1930er Jahren.
Dominik Stöger ist Experte für historische Fahrzeuge aus den 1930er Jahren.

„Kennen Sie das Gefühl, mit einem Fluganfänger mitzufliegen?“ fragt Dominik Stöger und beantwortet seine Frage gleich selbst: „Ständig die Angst vor einem Absturz – das hab ich nicht ausgehalten.“ So ging der in der Bundesfachschule für Flugtechnik in Langenlebarn ausgebildete Fachmann auf Jobsuche und begegnete vor nunmehr 13 Jahren Ernst Chalupa, der im niederösterreichischen Traiskirchen eine Oldtimer-Werkstatt führte. Vor allem die Freunde englischer und französischer Automobile aus den 1930er Jahren wissen die Expertise des Hauses Chalupa zu schätzen und vertrauen ihm ihre wertvollen Blech-Preziosen an. In der weitläufigen Halle warten aktuell mehrere stattliche Motor-Kutschen der Marken Bugatti, Lagonda, Jaguar und MG auf Wartungs- und Servicearbeiten, die sie fit für die kommenden Frühlingsausfahrten machen. „Meine Haupttätigkeit besteht darin, alle Schrauben, die sich gelockert haben, wieder anzuziehen“, schmunzelt Stöger. Doch so einfach, wie es klingt, ist die Sache nicht. Nach einer Oldtimmer-Rallyesaison sitzt alles fest, was sich bewegen sollte, und bewegt sich alles, was fest sitzen sollte. Die zumeist komplett verdreckte Mechanik wieder in Schwung zu bringen, braucht viel Know-how und geschickte Hände.

Gefragtes Handwerk

Nach dem Tod ihres Ehemanns vor vier Jahren führt Ingrid Chalupa gemeinsam mit ihrer Tochter Katharina die Werkstatt weiter. Dominik Stöger blieb als Mechaniker an Bord, Ingrid Chalupa kümmert sich um die Ersatzteilversorgung, Katharina um die Kundenkontakte. Eine zusätzliche handwerklich geschickte Arbeitskraft wäre willkommen, doch ist eine solche heute bekanntlich schwer aufzutreiben. So arbeitet Dominik alleine an den mächtigen Motoren, von denen manche fein säuberlich in alle Einzelteile zerlegt, auf ihre Restaurierung warten. „Jedes zweite Ersatzteil ist nicht mehr zu bekommen und muss extra angefertigt werden“, so Stöger. An der Drehmaschine fertigt er Schrauben und Bolzen, teils auf den tausendstel Millimeter genau. Auch die Synchronisierung der Vergaser mit ihren über viele Hebel umgelenkten Gestängen stellt den Spezialisten immer wieder vor Herausforderungen. „Zum Glück haben wir durchwegs äußerst angenehme Kunden“, sagt Ingrid Chalupa. „Sie wissen gute Arbeit zu schätzen.“