Ladelösungen

Stromtanken beim Shopping

Mobilitätsdienstleister Amic Energy baut gemeinsam mit seinen Partnern Immofinanz und Smatrics das Stop-Charge-Shop-Konzept aus. Die Amic Geschäftsführer Günter Maier und Andreas Sernetz erklären im Interview, warum dieses Modell Zukunft hat.
Amic-Geschäftsführer Günter Maier
Amic-Geschäftsführer Günter Maier

KFZ WIRTSCHAFT: Amic Energy ist nach eigenen Angaben größter Privatinvestor von E-Ladestationen in Österreich. Wie viele Stationen sind derzeit in Betrieb, und wie viele sollen noch gebaut werden?

GÜNTER MAIER, ANDREAS SERNETZ: Derzeit betreibt Amic Energy neun Standorte mit jeweils zwei bis drei Schnellladesäulen in Wien, Niederösterreich, im Burgenland und in der Steiermark. In den nächsten Jahren soll die Anzahl auf 20 Standorte erhöht werden. Dazu gehören unter anderem alle 13 Standorte der Immofinanz Retail Parks Stop Shop in Österreich.

Der Markt für Ladestrom ist derzeit heiß umkämpft. Wie wollen Sie sich hier positionieren?

Unsere Ladestationen stehen in Retail- und Gewerbeparks, weil die Kunden hier idealerweise das Laden mit diversen Besorgungen verbinden können. An Tankstellen ist es vergleichsweise wenig attraktiv, die Wartezeit von einer halben Stunde zu überbrücken, daher wird sich unserer Meinung nach das Laden während des Einkaufens durchsetzen.

Sind die Amic Energy Schnellladestationen in der Lage, ein Auto während des Einkaufens aufzuladen?

Unsere Schnellladesäulen können je nach Ladeleistung des E-Autos die Batterie innerhalb von 30 Minuten bis zu 80% aufladen. Mit dem zukunftssicheren Ausgangsspannungsbereich von 150 bis 1000V werden auch die kommenden Generationen an Elektrofahrzeugen unsere Ladestationen nutzen können.

Derzeit wird das Tanken von Strom hauptsächlich nach Zeit abgerechnet – wann wird es eine Abrechnung nach Kilowattstunden geben?

Unsere Hypercharger sind bereits Eichrechts-konform und können sowohl nach Kilowattstunden als auch nach Minuten abrechnen – das hängt nur davon ab, welche Ladekarte der Kunde verwendet. Mit unserem Partner Smatrics stellen wir ein breites Angebot an Zahlungsmöglichkeiten von der Ladekarte über Apps bis zum QR-Code über Kreditkarte bereit. Die Abrechnung nach Kilowattstunden ist unserer Ansicht nach die fairste Variante und wird sich daher bald durchsetzen.

Amic Energy betreibt in Polen, Lettland und Litauen ein großes Netz an Tankstellen für fossile Treibstoffe. Ist das Geschäft mit Ladestrom heute bereits ebenso lukrativ?

Nein, momentan ist das noch ein Nullsummenspiel. Ein gutes Geschäft wird es erst in Zukunft mit der weiteren Verbreitung der Elektromobilität. Bis wir damit in die Profitzone kommen, wird es wohl noch einige Jahre dauern.

Gegner der Elektromobilität argumentieren, dass Strom häufig aus schmutzigen Quellen stammt…

Unser CO2-freier Ladestrom wird aus 100% erneuerbarer Energie von Österreichs führendem Stromanbieter Verbund geliefert. Auch unser Partner Immofinanz verfolgt eine Null-Emissionsstrategie und legt Wert auf eine klimafreundliche Mobilität.

Gibt es bei einer weiteren Verbreitung von Elektroautos überhaupt genug Strom aus grünen Quellen?

Eine Untersuchung aus Deutschland hat gezeigt, dass der Strombedarf bei etwa 100 Terrawattstunden pro Jahr liegt, wenn alle Pkw von heute auf morgen mit Strom fahren würden – das entspricht etwa 16 Prozent des gesamten deutschen Stromverbrauchs. Bereits 2019 wurden jährlich 244 Terrawattstunden grüner Strom erzeugt. Das Problem ist also nicht die Strommenge, sondern vielmehr die Verteilung. Aktuell können die Netze noch nicht die benötigte Leistung zu allen Standorten zum richtigen Zeitpunkt liefern. Die Entwicklung verläuft aber extrem dynamisch, und es wird zweifellos enorme Vorteile für die gesamte Stromversorgung eines Landes bringen, wenn E-Autos als dezentrale Schwarmspeicher genützt werden können.