Getriebeölspülung

Automatikgetriebe: Spülen statt reparieren

03.10.2022

 
Wenn Automatikgetriebe zu bocken beginnen, hilft manchmal eine Getriebeölspülung. Die Prozedur ist deutlich kostengünstiger als eine Reparatur und kann der Werkstatt ein willkommenes Zusatzgeschäft bescheren.
Spezielle Öle halten Motor und Getriebe in Schuss
Spezielle Öle halten Motor und Getriebe in Schuss

Das manuelle Schaltgetriebe ist ein Auslaufmodell. Moderne Automatikgetriebe haben den Handschalter in Sachen Beschleunigung, Effizienz und Komfort längst überholt. Und für die Automobilhersteller ist es damit auch leichter, die immer strengeren Abgasnormen zu erfüllen. Heißt: Der Anteil an Automatikgetrieben, der jetzt schon bei rund 60 Prozent aller Neuwagen liegt, wird weiter steigen. Viele Hersteller geben an, dass das verwendete Getriebeöl eine Lifetime-Füllung sei, also nicht gewechselt werden müsse.

Das stimmt so jedoch nicht. Die Getriebehersteller empfehlen durch die Bank einen Ölwechsel alle 60.000 bis 120.000 Kilometer – je nach Automatikgetriebebauart und Beanspruchung des Fahrzeugs. Doppelkupplungsgetriebe sollten alle 60.000 bis 80.000 Kilometer einen Ölwechsel verpasst bekommen, Wandlergetriebe etwa alle 100.000 Kilometer. Werden die Getriebe ordentlich rangenommen, beispielsweise bei sehr sportlicher Fahrweise oder durch regelmäßiges Ziehen schwerer Anhänger, sinkt das empfohlene Wechselintervall ebenfalls. Die Frage „Wie sinnvoll ist eine Getriebeölspülung?“ kann in diesen Fällen eindeutig mit „sehr sinnvoll“ beantwortet werden.

Getriebeöl spülen statt wechseln

Konstruktionsbedingt befindet sich in einem Automatikgetriebe deutlich mehr Öl als in einem Handschalter. Denn das Getriebeöl hat gleich mehrere Aufgaben: Es dient zur Schmierung, zum Abtransport von Abrieb, zur Kühlung und auch zur Reinigung der einzelnen Bauteile. Im Schnitt befinden sich sechs bis zehn Liter Öl in einem Automatikgetriebe. Wer das Getriebeöl konventionell wechseln will, schafft es nur rund 30 Prozent des Altöls abzulassen. Der Rest bleibt im Getriebe und würde auch noch Abtrieb enthalten.

Die einzige Möglichkeit, ein Automatikgetriebe komplett mit neuem Öl zu versorgen, ist eine Getriebeölspülung – oder der komplette Ausbau samt Öffnung des Getriebes. Letzteres ist für einen Ölwechsel komplett unwirtschaftlich und wird nur bei Reparaturen empfohlen. Die Getriebeölspülung funktioniert aber durch voll automatische Getriebespülgeräte vergleichsweise einfach und bedarf nur weniger Handgriffe des Mechanikers. Deswegen ist es für viele Werkstätten ein attraktives Serviceangebot geworden.

Die Frage „Was kostet eine Getriebeölspülung?“ richtet sich nach den Stundensätzen einer Werkstatt und nach dem Preis des verwendeten Getriebeöls. Da ein Pkw dafür rund einen halben Tag in die Werkstatt muss, können die Kosten zwischen 250,- und 600,- Euro betragen.

Diagnose von Getriebestörungen

Es gibt einige Anzeichen, warum das Automatikgetriebeöl getauscht gehört: Rupfen beim Anfahren, hartes Einlegen der Gänge, ungewöhnliches Hochdrehen des Motors, um den nächsten Gang einlegen zu können, eventuell ungewöhnliche Geräusche aus dem Getriebe und erhöhter Treibstoffverbrauch können erste Anzeichen sein, dass das Automatikgetriebe Zuwendung benötigt. Oftmals reicht ein Ölwechsel aus, um die beschriebenen Symptome zu eliminieren. Der Grund: Moderne Automatikgetriebe sind Hochleistungsbauteile, die mit geringsten Abständen und Toleranzen arbeiten. Bereits kleinste Verunreinigungen durch Abtrieb oder reduzierte Schmierfähigkeit durch altes Öl können das sensible System aus dem Takt bringen.

Spülung von A bis Z

Bei einer Getriebeölspülung mit einem vollautomatischen Gerät sind die Arbeitsschritte einfach: Zuerst wird am Gerät das entsprechende Fahrzeug ausgewählt. Anschließend wird mit entsprechenden Adaptern das Getriebespülgerät in den Getriebeölkreislauf des Fahrzeugs eingebunden. Nun wird zuerst ein Teil des Altöls abgesaugt und ein spezieller Getriebereiniger in gleicher Menge eingeleitet.

Jetzt beginnt ein Reinigungsprozess, bei dem das Fahrzeug auf der Bühne bei laufendem Motor mehrere Minuten betrieben und alle Gänge durchgeschalten werden. Das dient dazu, den Reiniger durch das ganze Getriebe zu jagen. Ist der Reinigungsvorgang abgeschlossen, kann das Öl über die Ablassschraube abgelassen und die Getriebeölwanne abgenommen werden, diese wird gereinigt und der Getriebeölfilter getauscht. Wenn alles wieder zusammengebaut ist (Achtung: neue Dichtung für die Ölwanne nicht vergessen), kann der eigentliche Spülvorgang beginnen.

Hierbei wird unter Druck und dem Einsatz des neuen Getriebeöls zuerst das Getriebe wieder auf die korrekte Füllmenge gebracht und anschließend durchgespült. Dabei wird nach und nach das alte Öl abgesaugt und durch neues Öl ersetzt. Diese Technik ermöglicht es, das Altöl zu 99 bis 100 Prozent aus dem Getriebe zu bekommen, inklusive aller Ablagerungen und Abriebe. Die Getriebespülgeräte zeigen an, wenn nur mehr neues Öl aus dem Automatikgetriebe gesaugt wird und der Spülvorgang beendet werden kann. Die Geräte sind so konstruiert, dass sie mittels Waagen ständig nachmessen, wie viel Öl entnommen und zugeführt wurde, um die Herstellerangaben exakt zu treffen.

Getriebereparatur vermeiden

In vielen Fällen kann eine Getriebeölspülung eine wesentlich teurere Reparatur eines Automatikgetriebes ersetzen. Zusätzlich ist es eine attraktive Einnahmequelle für Werkstätten, da sich die Geräteanschaffung bereits nach 30-40 Spülungen amortisiert. So gewinnen am Ende beide: Der Endkunde, der seinem Auto und Getriebe einen Gefallen getan hat und dabei sogar bares Geld gespart hat. Und auch der Kfz-Fachbetrieb, der mit überschaubarem Aufwand der Kundschaft mehr Service bieten und gleichzeitig seinen Ertrag steigern kann. Fazit: Getriebeölspülungen sind eine echte Win-Win-Situation für alle Beteiligten.